Das schulische Radfahren hat in den Grundschulen eine lange Tradition seit den 70er Jahren. An weiterführenden Schulen trauen sich dagegen immer weniger Lehrkräfte mit ihren Klassen Radzufahren. Nur ausnahmsweise finden schulische Aktivitäten wie Radwandertage, Fahrten zu außerschulischen Lernorten oder Klassenfahrten mit dem Rad statt. Während die Lehrkräfte an Grundschulen während ihres Studium oder des Referendariats teilweise mit dem Thema Radfahren in der Schule in Kontakt kommen, bleibt dies in weiterführenden Schulen dem Zufall oder der Eigeninitiative radaffiner Lehrerinnen und Lehrer überlassen. Unten stellen wir einige Fortbildungen vor zu dem Thema Radfahren in der Schule vor:
Auf der Fachmesse Eurobike haben wir 2024 gemeinsam mit dem Bikepool Hessen und der Deutschen Verkehrswacht die 1. Deutsche Lehrkräftetagung durchgeführt. Den Einstieg in die Tagung machte ein Fachvortrag der Deutschen Verkehrswacht und der Unfallforschung der Versicherer zum Radfahrtraining in der Sekundarstufe I. Dazu wurde ein erfolgreiches Projekt der praktischen Mobilitätserziehung vorgestellt, das als notwendige Fortführung der Radfahrausbildung an weiterführende Schulen umgesetzt werden kann. Es wurden Einblicke in Lehrinhalte und Organisationsformen gegeben und Themen wie Verkehrssicherheit und nachhaltige Mobilität aufgenommen. An den Vortrag schlossen sich zwei Workshops an. Eine Fahrrad-Werkstatt auf dem Schulgelände ist schnell und kostengünstig eingerichtet. Die Schülerinnen und Schüler können angeleitet selbst reparieren und erfahren viel über ihr Fahrzeug und technische Sicherheit. Werkstätten bilden zudem Begegnungsräume und verankern Radfahren im Schulkontext. Der „Werkstattworkshop“ wurde von Shimano-Mechanikern geleitet. Der deutsche Pumptrack-Meister Luca Eckhardt gab im „Fahrtechnikworkshop“ Insidertipps, wie praktisches Radfahrtraining in der Schule umgesetzt werden kann. Dabei ging es nicht nur um verschiedene Übungen und Anforderungen, sondern auch Parcours und Aufbauten, die einfach auf dem Schulhof umgesetzt werden können. Spannende Gespräche und Kontakte zu Größen der Fahrradwelt ermöglicht am Ende der Tagung ein gemeinsamer Messerundgang. Dabei konnten die Teilnehmenden auch mehr über Innovationen bei der technischen Ausstattung der Fahrräder und beim Zubehör erfahren.
Das SportBildungswerk des Landessportbundes NRW bietet in Kooperation mit AKTIONfahrRAD Aus- und Fortbildungen an. Diese speziellen Qualifizierungsmaßnahmen richten sich an Lehrer*innen sowie Mitarbeiter*innen im Offenen Ganztag, die Angebote mit dem Fahrrad an ihrer Schule sicher und kompetent durchführen möchten. Die 3-tägige Ausbildung zum B-LehrTrainer Bike&Schule vermittelt u.a. Materialkenntnisse zum richtigen Bike-Check, spielerisches Fahrtechniktraining, die Kenntnis zum sicheren Führen von Schülergruppen auf dem Rad und zur allgemeinen Verkehrssicherheit mit Risiko- und Notfallmanagement, Kenntnisse zur Radpflege und praktische Tipps für kleine Fahrradreparaturen. Einen Schwerpunkt legt die Ausbildung auf “Recht und Versicherung“. So kann das Thema Radfahren an Schulen motiviert umgesetzt werden. Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung erhalten die Teilnehmer*innen die B-Lizenz LehrTrainer Bike&Schule vom SportBildungswerk des Landessportbundes NRW. In speziellen Fortbildungen, die regelmäßig als Tagesseminar angeboten werden, werden Schwerpunktthemen für die praktische Umsetzung ausgewählt und auch die Lizenz kann verlängert werden. Weitere Infos und Termine gibt es beim SportBildungswerk des LSB NRW oder auf der Homepage der AKTIONfahrRAD www.aktionfahrrad.de
Das Zukunftsnetz Mobilität NRW bietet seit sechs Jahren Fortbildungen für Grundschulen und für weiterführende Schulen an. Basis dafür stellt das mit dem Deutschen Fahrradpreis ausgezeichnete Projekt „Radfahren in der Schule“ dar, bei dem die Fortbildungen und die dazugehörige Homepage (www.radfahreninderschule.de) konzipiert wurden. An etwa 15 Terminen pro Jahr werden etwa 250 Lehrkräfte pro Jahr in Tagesfortbildungen geschult. Die Fortbildungen finden in ganz NRW statt und sind nach Grundschule und weiterführende Schule differenziert. Die Teilnahme an den Fortbildungen ist kostenlos. Interessenten können sich an die drei Koordinierungsstellen in NRW wenden, um eine Fortbildung in ihrer Kommune oder Landkreis zu beantragen. www.zukunftsnetz-mobilitaet.nrw.de Bei der ganztägigen Fortbildung steht vor allem das eigenen praktische Erleben von Fahrradunterricht im Vordergrund. Die Teilnehmer hospitieren bei einer Radschulstunde und sammeln viele Erfahrungen bei Übungen und Spielen. Abgerundet wird die Fortbildung durch theoretische Hintergründe zum schulischen Radfahren wie Rechtsfragen, Lehrpläne und Erlasse, Fahrradtechnik und zahlreiche Tipps zum Fahrradunterricht und für Radtouren. Während bei der Grundschulfortbildung das Üben und Lernen auf dem Schulhof im Vordergrund steht, ist bei den Sekundarstufe I und Sekunddarstufe II Fortbildungen der Ausflug mit dem Rad im Klassenverband der zentrale Inhalt.
Der bikepool Hessen hat sich zum Ziel gesetzt, den Radsport und das Radfahren an hessischen Schulen zu fördern und möglichst vielen SuS die Freude am Fahrradfahren zu vermitteln. Jährlich werden etwa 100 Lehrkräfte aller Schulformen fortgebildet. Über eine Kooperation mit der AOK können zudem jährlich 20 bis 25 Schulen bei der Anschaffung von Mountainbikes unterstützt werden. Diese MTB kosten die Schulen nur 100 Euro pro Rad. Damit ist gewährleistet, das alle SuS das gleiche funktionierende Material haben, so Thorsten Lerch, der Gründer des Bikepool Hessen e.V. Auch für die Wartung der Räder ist durch den Fahrradhändler und ebenfalls Gründer des Bikepools Hessen Peter Bulmahn gesorgt. Er stellt den Kontakt zu einem Fahrradhändler in der Nähe der Schule her, damit die Schulbikes auch immer einsatzbereit sind. Zu den Fortbildungen finden man den Kontakt auf der Homepage. www.bikepoolhessen.de
Die beispiellose Erfolgsgeschichte des Bikepools Bayern begann vor 12 Jahren, als das Projekt von Herbert Überlacker (Lehrer und langjähriger Leiter des MTB Lehrteams und Ausrichter der ersten MTB Schulmeisterschaften) und Uwe Stephan (Referatsleiter der LASPO) mit dem Ziel in die bayerischen Schulen gebracht wurde, das Mountainbiken zu fördern. Heute zählen 160 Schulen zum Bikepool und es werden jährlich mehr. 12 Jahre, in denen sich innerhalb des Bikepools viele Aktivitäten entwickelten. Dazu zählen zunächst als Grundlage für alle MTB-Sportaktivitäten die Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer. In den Jahren wurden mehr als 600 Sportlehrerinnen und Sportlehrer für das Radfahren in den Schulen qualifiziert. Entwickelt hat sich daneben ein vielfältiges Jahrgangsportfolio, angefangen von halbtägigen Schnupperkursen bis hin zu mehrtägigen Lehrgängen. Letztgenannte sind äußerst praxisnah und daher in den bayerischen Schulen äußerst begehrt. Heute messen sich über 2.000 Schülerinnen und Schüler in den einzelnen Altersklassen bei Wettkämpfen. Der Bikepool Bayern war es auch, der in Zusammenwirken mit uns als AKTIONfahrRAD den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) dazu bewegt hat, eine Deutsche Schülermeisterschaft auszufahren. Diese ist in den letzten drei Jahren schon erfolgreich durchgeführt worden, die ersten beiden DMs fanden im Landschulheim im bayerischen Rappershausen statt.
Heute werden die Geschicke des Bikepool Bayern von Michael Kreil gelenkt, der das Konzept ausgebaut und gestärkt hat. Kreil ist hauptberuflich Schulleiter einer Realschule in Bad Brückenau sowie Schulsportbeauftragter des Bayerischen Radsportverbands und hat sich voll und ganz dem schulischen Radsport verschrieben. In Kooperation mit der AKTIONfahrRAD hat sich der Bikepool Bayern erst im Frühjahr in schoolbikers.bayern umbenannt.
Werden auch Sie Teil unserer Nachwuchsförderung und unterstützen Sie unsere Aktionen.
JETZT MITMACHEN